Wie das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) Ihre Webseite betrifft: Ein Leitfaden für Unternehmen

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) tritt in der digitalen Welt zunehmend in den Vordergrund. Mit seiner Einführung werden Unternehmen gesetzlich verpflichtet, ihre Webseiten und digitalen Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen zugänglich zu machen. Dieser Leitfaden gibt Ihnen einen umfassenden Überblick darüber, was das BFSG ist, warum Barrierefreiheit so wichtig ist und wie Ihr Unternehmen die Anforderungen des Gesetzes erfüllen kann.


1. Was ist das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG)?

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) ist ein deutscher Rechtsrahmen, der darauf abzielt, digitale Barrieren für Menschen mit Behinderungen abzubauen. Es verpflichtet Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, ihre digitalen Angebote – dazu gehören insbesondere Webseiten, mobile Anwendungen und digitale Dokumente – barrierefrei zu gestalten. Das Gesetz tritt schrittweise in Kraft und orientiert sich an den europäischen Normen, insbesondere der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1.

Hintergrund und Zielsetzung

Das BFSG ist Teil der Umsetzung der EU-Richtlinie über die Barrierefreiheit der Webseiten und mobiler Anwendungen öffentlicher Stellen. Es zielt darauf ab, die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen in der digitalen Welt zu fördern und ihnen einen uneingeschränkten Zugang zu digitalen Inhalten zu ermöglichen.

2. Wem hilft das BFSG und warum ist Barrierefreiheit wichtig?

Welchen Menschen hilft das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG)
Welchen Menschen hilft das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG)

Barrierefreiheit ist nicht nur ein gesetzliches Erfordernis, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil einer inklusiven Gesellschaft. Eine barrierefreie Webseite stellt sicher, dass alle Menschen, unabhängig von ihren physischen oder kognitiven Fähigkeiten, Zugang zu Informationen und Dienstleistungen haben.

Vorteile der Barrierefreiheit

  • Erweiterte Zielgruppe: Durch die barrierefreie Gestaltung Ihrer Webseite erreichen Sie eine breitere Nutzerbasis, einschließlich Menschen mit Behinderungen.
  • Verbesserte Nutzererfahrung: Barrierefreie Webseiten sind oft benutzerfreundlicher für alle Nutzer, nicht nur für Menschen mit Behinderungen.
  • Suchmaschinenoptimierung (SEO): Barrierefreiheit verbessert auch die Auffindbarkeit Ihrer Webseite in Suchmaschinen, da barrierefreie Inhalte oft besser strukturiert und zugänglich sind.
  • Rechtliche Sicherheit: Die Einhaltung der Barrierefreiheitsanforderungen schützt Ihr Unternehmen vor rechtlichen Konsequenzen und Bußgeldern.

3. Welche Unternehmen betrifft das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG)?

Alle vom Gesetz betroffenen Produkte und Dienstleistungen sind in §1 Abs. 2 (Produkte) und Abs. 3 (Dienstleistungen) abschließend aufgeführt. Websites von Telekommunikationsdiensten, Personenbeförderungsanbietern und Banken (§1 Abs. 3 Nr. 1-3) fallen daher in jedem Fall unter die gesetzlichen Bestimmungen.

Für alle anderen Websites sind besonders die „Dienstleistungen im elektronischen Geschäftsverkehr“ (§1 Abs. 3 Nr. 5) von Bedeutung. Da dieser Punkt alle geschäftlichen Transaktionen über eine Website umfasst, ist der gesamte Online-Handel vom BFSG betroffen. Laut den „Leitlinien zur Anwendung des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes“ müssen zudem alle Websites, die Kontaktaufnahme, Terminbuchung oder andere Interaktionen ermöglichen, den gesetzlichen Anforderungen entsprechen (Abschnitt B, Beispiel 3). Dies gilt auch für Webseiten außerhalb des E-Commerce, wie das Beispiel eines Friseursalons zeigt, der Online-Terminbuchungen anbietet.

Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von maximal 2 Millionen Euro sind laut BSFG von den Regelungen ausgenommen. Diese Unternehmen gelten als Kleinunternehmen und sind nicht an die Vorgaben des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes gebunden.

Trotzdem empfehlen wir, Websites und Services möglichst barrierefrei zu gestalten. Barrierefreiheit verbessert nicht nur die Nutzererfahrung, sondern steigert auch die Conversion-Rate, was wirtschaftlich sinnvoll ist.

4. Anforderungen des BFSG für Webseiten

Das BFSG legt klare Richtlinien fest, die Unternehmen bei der Gestaltung ihrer digitalen Angebote einhalten müssen. Hier sind die wichtigsten Anforderungen für Webseiten:

Wahrnehmbarkeit

  • Textalternativen: Stellen Sie sicher, dass alle Nicht-Text-Inhalte wie Bilder, Videos und Grafiken durch Textalternativen beschrieben werden.
  • Untertitel und Audiodeskriptionen: Videos sollten mit Untertiteln und, wo nötig, mit Audiodeskriptionen versehen werden.

Bedienbarkeit

  • Tastaturzugänglichkeit: Die Webseite sollte vollständig über die Tastatur bedienbar sein, ohne dass eine Maus erforderlich ist.
  • Navigation: Sorgen Sie für eine klare und konsistente Navigation, die für alle Nutzer verständlich ist.

Verständlichkeit

  • Einfache Sprache: Verwenden Sie eine einfache und klare Sprache, um die Inhalte für alle verständlich zu machen.
  • Vorhersehbarkeit: Inhalte sollten in einer vorhersehbaren Weise erscheinen und funktionieren, um Verwirrung zu vermeiden.

Robustheit

  • Kompatibilität mit Hilfstechnologien: Stellen Sie sicher, dass Ihre Webseite mit verschiedenen Hilfstechnologien wie Screenreadern kompatibel ist.
  • Responsive Design: Die Webseite sollte auf verschiedenen Geräten und Bildschirmgrößen gut funktionieren.

5. Technische Umsetzung der Barrierefreiheit

Die Umsetzung der Anforderungen des BFSG kann technisch anspruchsvoll sein, erfordert jedoch keine vollständige Überarbeitung Ihrer bestehenden Webseite. Hier sind einige praktische Schritte, die Ihr Unternehmen ergreifen kann:

Einsatz von ARIA-Rollen

ARIA (Accessible Rich Internet Applications) ermöglicht es, dynamische Inhalte und Benutzeroberflächenkomponenten für Screenreader und andere Hilfstechnologien zugänglich zu machen. Nutzen Sie ARIA-Rollen, um komplexe Interaktionen verständlicher zu gestalten.

Barrierefreie Formulare gestalten

Formulare sind oft eine Herausforderung in Bezug auf Barrierefreiheit. Stellen Sie sicher, dass alle Formulareingabefelder korrekt beschriftet sind und Eingabefehler klar und verständlich kommuniziert werden.

Regelmäßige Überprüfung und Tests

Nutzen Sie automatisierte Tools und manuelle Tests, um die Barrierefreiheit Ihrer Webseite regelmäßig zu überprüfen. Screenreader-Tests und Farbkontrastanalysen sind besonders wichtig, um sicherzustellen, dass Ihre Inhalte für alle Nutzer zugänglich sind.

6. Rechtliche Konsequenzen bei Nichteinhaltung

Die Nichteinhaltung der BFSG-Anforderungen kann ernsthafte rechtliche Konsequenzen für Ihr Unternehmen haben. Diese können von Abmahnungen und Bußgeldern bis hin zu Schadenersatzforderungen reichen.

Bußgelder und Abmahnungen

Unternehmen, die die Barrierefreiheitsanforderungen nicht erfüllen, riskieren hohe Bußgelder. Auch Abmahnungen durch Wettbewerber oder Verbraucherschutzorganisationen sind möglich, wenn Ihre Webseite nicht den gesetzlichen Vorgaben entspricht.

Reputationsschäden

Neben den rechtlichen Folgen kann eine fehlende Barrierefreiheit auch zu Reputationsschäden führen. In einer zunehmend digitalisierten Welt erwarten Nutzer, dass Webseiten für alle zugänglich sind. Eine negative Berichterstattung oder Beschwerden in den sozialen Medien können das Image Ihres Unternehmens erheblich beeinträchtigen.

7. Beispiele für barrierefreie Webseiten

Um die Umsetzung der Barrierefreiheit besser zu veranschaulichen, hier einige Beispiele für gut gestaltete, barrierefreie Webseiten:

Deutsche Rentenversicherung

Die Webseite der Deutschen Rentenversicherung erfüllt die Anforderungen des BFSG und ist ein Vorzeigebeispiel für eine barrierefreie digitale Plattform. Sie bietet klare Navigation, Textalternativen für Bilder und Videos sowie eine vollständige Tastaturbedienbarkeit.

Stadt München

Die Stadt München bietet eine barrierefreie Webseite, die sowohl für Menschen mit Sehbehinderungen als auch für Nutzer mit motorischen Einschränkungen gut zugänglich ist. Der Einsatz von ARIA-Rollen und die einfache Sprache machen die Inhalte für eine breite Zielgruppe verständlich.

8. Wie proxima mind Ihnen helfen kann

Die Umsetzung der BFSG-Anforderungen kann komplex und zeitaufwendig sein. Hier kommt proxima mind ins Spiel. Wir bieten umfassende Dienstleistungen zur barrierefreien Gestaltung Ihrer Webseite an. Von der ersten Analyse bis zur technischen Umsetzung und regelmäßigen Überprüfung – wir sorgen dafür, dass Ihre Webseite den gesetzlichen Anforderungen entspricht und für alle Nutzer zugänglich ist.

Unsere Dienstleistungen im Überblick

  • Barrierefreiheitsanalyse: Wir prüfen Ihre bestehende Webseite auf Barrierefreiheit und identifizieren Verbesserungsmöglichkeiten.
  • Technische Umsetzung: Unser Expertenteam setzt die erforderlichen Anpassungen um und stellt sicher, dass Ihre Webseite den BFSG-Standards entspricht.
  • Schulung und Beratung: Wir schulen Ihr Team in den Prinzipien der Barrierefreiheit und unterstützen Sie bei der nachhaltigen Umsetzung.

Kontaktieren Sie uns

Möchten Sie sicherstellen, dass Ihre Webseite den Anforderungen des BFSG entspricht? Kontaktieren Sie uns noch heute für eine unverbindliche Beratung und lassen Sie uns gemeinsam eine barrierefreie digitale Zukunft gestalten.

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